Faszien – das kollagene Bindegewebe, das Muskeln, Organe und Strukturen im Körper miteinander verbindet – sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung und Körpertherapie gerückt. Sie spielen nicht nur eine zentrale Rolle für Haltung, Bewegung und Schmerzempfinden, sondern auch für die Geweberegeneration und den Stoffwechsel. Ein oft übersehener, aber entscheidender biologischer Prozess in diesem Zusammenhang ist die Fibringerinnung – ein natürlicher Mechanismus der Wundheilung, der jedoch auch problematisch werden kann, wenn er chronisch oder übermäßig aktiviert ist.
Was ist Fibringerinnung?
Fibringerinnung bezeichnet die Umwandlung von löslichem Fibrinogen in unlösliches Fibrin – ein Protein, das wie ein biologisches „Pflaster“ Verletzungen im Gewebe abdichtet. Dieser Prozess ist essenziell für die akute Wundheilung: Bei Verletzungen bildet sich ein Fibrinnetz, das Blutungen stoppt und eine Matrix für die Zellregeneration schafft. Normalerweise wird dieses Netzwerk im weiteren Heilungsverlauf durch Enzyme (z. B. Plasmin) wieder abgebaut.
Faszien, Mikroschäden und stille Entzündungen
Faszien sind äußerst anpassungsfähig, aber auch empfindlich gegenüber mechanischer Überlastung, Stress oder Bewegungsmangel. Kommt es zu Mikroverletzungen – etwa durch chronische Fehlhaltungen, Operationen, Inaktivität oder Traumata – aktiviert der Körper lokale Reparaturprozesse, bei denen Fibrin eine zentrale Rolle spielt.
Bleiben diese Mikroverletzungen jedoch unbemerkt oder werden nicht vollständig ausgeheilt, kann sich das Fibrin dauerhaft im Gewebe ablagern. Dies führt zu einer Verklebung oder Verfilzung der Faszien, wodurch deren Elastizität, Gleitfähigkeit und Versorgung eingeschränkt wird. Die Folge können chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und stille Entzündungsprozesse (low-grade inflammation) sein – ein Zustand, der heute mit zahlreichen Zivilisationskrankheiten und dem vorzeitigen Altern des Gewebes in Verbindung gebracht wird.
Fibrin und Fibrosierung: Wenn Reparatur kippt
Ein dauerhaft aktives Fibringerinnungssystem kann zu einer Fibrosierung führen – einem krankhaften Umbauprozess, bei dem gesundes, elastisches Bindegewebe durch dichtes, starres Narbengewebe ersetzt wird. In Faszien äußert sich dies in einer reduzierten Beweglichkeit, einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit und einer verringerten Stoffwechselaktivität. Dies betrifft nicht nur lokal betroffene Bereiche, sondern kann über myofasziale Ketten den gesamten Bewegungsapparat beeinflussen.
Prävention und Regulation durch Bewegung und manuelle Therapie
Die gute Nachricht: Der Körper verfügt über natürliche Regulationsmechanismen, um überschüssiges Fibrin wieder abzubauen – insbesondere durch Bewegung, gesunde Durchblutung und mechanische Stimulation. Regelmäßige dynamische Bewegung, bewusste Körperarbeit und spezifische manuelle Therapien (wie strukturelle Faszientherapie oder integrative Bewegungskonzepte) können diese Prozesse gezielt unterstützen. Sie fördern die Mikrozirkulation, lösen fasziale Verklebungen und regen den enzymatischen Abbau von übermäßigem Fibrin an.
Ein gesunder Fibrinhaushalt – Grundlage für vitale Faszien
Ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau von Fibrin ist entscheidend für die Gesundheit der Faszien. Zu wenig Fibrin bedeutet eine mangelhafte Wundheilung – zu viel führt zu Einschränkungen und chronischen Beschwerden. Versteht man die Rolle der Fibringerinnung im faszialen Kontext, wird klar, wie sehr regenerative Prozesse, Bewegung und gezielte Körpertherapie zusammenhängen.
Fazit:
Die Fibringerinnung ist ein lebenswichtiger biologischer Mechanismus – doch ihre chronische Aktivierung kann zum Problem für Faszien, Beweglichkeit und langfristige Gesundheit werden. Ein bewusster Lebensstil, regelmäßige Bewegung und ganzheitliche Therapieformen tragen entscheidend dazu bei, das Gleichgewicht im faszialen System zu bewahren, Fibrin-Ansammlungen zu vermeiden und den Körper in einen regenerativen, lebendigen Zustand zu führen.
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